20. Todestag von Ella Kay

Veröffentlicht am 31.01.2008 in Berlin

Es gibt eine Stiftung zur Förderung pädagogischer Kinder- und Jugendarbeit, eine Freizeit- und Bildungsstätte und eine Straße, die ihren Namen tragen, sie gehört zu den profiliertesten Berliner Politikerinnen der Brandt-Ära und war die erste Bezirksbürgermeisterin in Berlin überhaupt – die Rede ist von Ella Kay. Am 16. Dezember 1895 im Wedding geboren und am 3. Februar 1988 verstorben jährt sich in diesen Tagen ihr Todestag zum 20. Mal.

In ärmlichen Verhältnissen in einem sozialdemokratischen Elternhaus aufgewachsen absolvierte Ella Johanna Hedwig Luise Kay eine kaufmännische Lehre, die sie jedoch abbrechen musste – ihr Vater war gestorben und sie musste jetzt für die Familie als Plätterin in der Konfektionsfabrik Geld verdienen. Die junge Arbeiterin ließ sich von der revolutionären Stimmung 1918 mitreißen und trat wenig später in die SPD ein, wo sie schnell erste Funktionen übernahm. Ihr Engagement machte schon damals Eindruck und so arbeitete sie bald in der damaligen SPD-Zentrale in der Lindenstraße unter anderem im Frauensekretariat und war hauptamtliche Mitarbeiterin der AWO. Dann holte sie der damalige Bürgermeister von Prenzlauer Berg, Ostrowski, in seine Jugendverwaltung und sie absolvierte gleichzeitig ihre Ausbildung zur Fürsorgerin – als erste Frau an einer sonst nur für Männer zugelassenen Schule. Ella Kay gehörte der BVV und der Stadtverordnetenversammlung an, ihre Arbeit in der Familienfürsorge, für arbeitslose junge Frauen, Kinder und Jugendliche fand vielfach Beachtung. Doch ihr Wirken fand mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 vorerst ein jähes Ende: Nach dem Bürgermeister und dem Jugendstadtrat wurde sie als erste Beamtin "wegen staatsgefährlichen Verhaltens" aus dem Dienst entlassen.

Arbeitslosigkeit und Gelegenheitsarbeiten bestimmten für sie die Zeit bis 1945 – und das Netzwerk der Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten. Ein Haftbefehl mit Überstellung ins Frauen-KZ Ravensbrück wurde nicht mehr vollzogen, der Krieg war zu Ende und die Genossinnen und Genossen aus dem Prenzlauer Berg trafen sich wie verabredet im Rathaus. 1945 wurde Ella Kay Jugendamtsleiterin, 1946 Bezirksstadträtin für Personal und Verwaltung in Wilmersdorf und 1947 schließlich Bezirksbürgermeisterin von Prenzlauer Berg, die erste Frau auf solch einem Posten in ganz Berlin. Aber: Wenige Monate später musste sie ihr Amt aufgeben, denn vor der Zwangsvereinigung wurde der Druck auf SPD-Politiker deutlich erhöht. "Die Amtsenthebung Ella Kays als Endpunkt der Sabotage ihrer Arbeit war nur eine unter vielen noch folgenden Maßregelungen sozialdemokratischer Kommunalpolitiker in Ost-Berlin im Zeichen der Spaltung der Stadt", schreibt Bettina Michalski in ihrem Buch "Louise Schroeders Schwestern". Und weiter: "Ein Gutes hatte die Amtsenthebung doch: Ella Kay kehrte zurück in die Jugendarbeit, sie wurde Leiterin des Hauptjugendamtes, das auch erst wieder von Ost nach West umziehen musste."

Bis 1955 führte sie dieses Amt, dann wurde sie Jugendsenatorin beim Regierenden Bürgermeister Willy Brandt. Ihre Ansätze und Konzepte beeinflussen bis heute die Jugendarbeit. Sie formte ein "Amt, bei dem Kinder Recht kriegen", wie es in einem Zitat Ella Kays heißt, und sie wollte ein "Jugendamt neuer Prägung", in dem die pädagogische Arbeit Vorrang vor dem Fürsorgegedanke hatte. "Jugend will nicht befürsorgt werden, Jugend will anerkannt werden", lautete ihr Credo.

Ella Kay gehörte dem Landesvorstand der Berliner SPD und dem SPD-Parteivorstand an, war Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin und 1964 einzige Berlinerin, die bei der Bundesversammlung den Bundespräsidenten mitwählen durfte.

Wer mehr über Ella Kay erfahren möchte, dem sei auch die Veröffentlichung "SpurenSuche – Frauen in Pankow" empfohlen, die in zwei Bänden Porträts von Frauen versammelt hat, die in Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee ein zu Hause hatten, darunter Bettina von Arnim, Käthe Kollwitz, Gertrud Dorka und Charlotte Holzer. Der Band ist in den Bürgerämtern und bei der bezirklichen Gleichstellungsbeauftragten gegen eine Spende von 5 Euro erhältlich. Kontakt: heike.gerstenberger@ba-pankow.verwalt-berlin.de

 

Nächste Termine

Abteilungsversammlung im Mai
21.05.2024, 19:00 Uhr - 22:00 Uhr

Gaststätte Dittmann‘s, Hauptstraße 106 / Ecke Friedrich-Engels-Straße, 13158 Berlin

SPD Karow-Buch: Mitgliederversammlung
21.05.2024, 19:00 Uhr

Migabi, Bahnhofstraße 1, 13125 Berlin

AG60plus: Mitgliederversammlung abgesagt
22.05.2024, 15:00 Uhr




Alle Termine

Jetzt in die SPD!

Spende an SPD Pankow

Melde rechte Vorfälle

Wir auf Facebook

Wir auf Instagram