Was lange gärt, wird endlich gut

Veröffentlicht am 15.12.2010 in Deutschland

EIN BEITRAG VON LUCAS KOPPEHL

Hoffentlich. Die von Thilo Sarrazin angestoßene Debatte ist längst über das Thema Integration hinaus. Schafft sich Deutschland wirklich ab? Mit seinem Buch hat Thilo Sarrazin die Integrationsdebatte in die Wirklichkeit geholt.

Was spielte sich da nicht für ein bundesrepublikanisches Beben in den letzten Monaten ab! Ein Mann, ein Wort, ein Buch. Erschrocken, geradezu hysterisch reagierte das politische und mediale Establishment Deutschlands auf Thilo Sarrazins Thesen. Entgegen den politisch korrekten Gepflogenheiten dieses Landes, hatte er es gewagt in klaren und verständlichen Worten die Lage der Nation (aus seiner Sicht) zu beschreiben. Und kaum Tage nachdem die ersten 25.000 Exemplare gedruckt waren, hatte sich der deutsche Blätterwald bereits entschieden. Selbst die sonst so ausweichende Kanzlerin sah sich genötigt, ohne, dass sie das Buch gelesen haben konnte – nämlich vor Veröffentlichung – eben jenes als „Verdummung“ zu brandmarken. Schon fast mit dem Potenzial zu einer Staatsaffäre brachte es aber der jüngst gewählte Bundespräsident Wulff, der der Bundesbank empfahl, Sarrazin aus ihrem Vorstand zu entlassen und sich damit in interne Angelegenheiten einer Bundesbehörde unverblümt einmischte. Er kann von Glück reden, dass Sarrazin dem selbst zuvorkam.

Undemokratische Debatte

Die Art der Diskussion verdient also Aufmerksamkeit. Wie es scheint, haben die Deutschen verlernt kontroverse Debatten sachlich zu führen und dabei schmerzhafte Worte auszuhalten. Es ist erschreckend, welche Schauprozesse die Gesinnungswächter in den deutschen Feuilletons mit Personen veranstalten, die sich nicht der Diktion der politisch Korrekten unterwerfen. Schon belastete Stichworte genügen für moralische Verdächtigungen. Doch gerade diese alles tabuisierende Korrektheit erzwingt kontroverse Formulierungen, anders kann man heute in Deutschland kaum auf Probleme aufmerksam machen. Die Reaktionen sind oft ähnlich: Die Öffentlichkeit beschäftigt sich mehr mit dem Überbringer der schlechten Nachricht als über Lösungen zu sprechen. Und unter Druck tritt dieser dann irgendwann zurück. Das Verhängnisvolle ist jedoch, dass mit der Person die Probleme nicht verschwinden. Im Gegenteil, sie verschlimmern sich und gären unter der Oberfläche weiter.

Sarrazin als Chance

Statt gut integrierte Migrantinnen, die nicht Teil des Problems sind, in Talkshows vorzuzeigen, müssen die seit langem beschönigten Integrationsprobleme endlich angstfrei benannt werden dürfen. Statt inhaltsarme Integrationsgesetze durchzudrücken, müssen realitätsgerechte mutige Lösungen her. Statt Sarrazin auf deplatzierte Genthesen zu reduzieren, sollten Politik und Medien, die zu Recht die Entrückung zu ihrem Wahlvolk beklagen, die Debatte nutzen: Denn wann haben Bürger eine hochpolitische Thematik letztmalig so zahlreich, vielschichtig und leidenschaftlich diskutiert? Die politisch Verantwortlichen sollten froh sein, wieder ein verbindendes Gesprächsthema gefunden zu haben! Wer stattdessen aber Meinungen, die den gesellschaftlichen Nerv treffen, als „rechts“ abkanzelt, der überlässt genau jenen Extremisten das Feld und sollte sich über Politikverdrossenheit nicht wundern. Eine nochmals verpasste Chance, ist womöglich demokratiegefährdend – und dann schafft sich Deutschland tatsächlich ab.

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Erschienen in:

- KiezNachrichten der SPD Karow-Buch (Dezember 2010)

 

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