Am Samstagnachmittag traf ich mich mit knapp 30 Bürgerinnen und Bürgern zu einem Kiezspaziergang im Bötzowviertel. Unser Rundgang führte zu verschiedenen Orten der wechselvollen Geschichte jüdischen Lebens und des Widerstandes im Kiez. Spuren der Geschichte sind zum Beispiel die Gedenktafel für die Familie Stein in der Pasteurstraße 42, oder der Stolperstein für Dr. Hans Landshut in der Bötzowstraße 53. Dr. Landshut unterstützte von Verfolgung und Deportation bedrohte Juden, indem er ihnen Transportunfähigkeit bescheinigte. Zusammen mit den befreundeten Ehepaaren Stein und Hinz versorgte er untergetauchte Juden mit Lebensmitteln und gefälschten Pässen.
Eva Nickel, deren Halbschwestern Ruth und Brigitte, die wie deren Vater und andere Familienmitglieder von den Nazis als Juden deportiert und im KZ Auschwitz ermordet wurden, begleitete mich. Sehr anschaulich erzählte sie über ihre Familie und die Bekanntschaft mit der Sozialdemokratin Inge Deutschkron, die in der Hufelandstraße 18 wohnte.
Ein Ort der Erinnerung ist ebenso das „Judenhaus“ in der Käthe-Niederkirchner-Straße 35. Der Architekt Simon Lütgemeyer hat die Erinnerung an die jüdischen Hausbewohner gerettet. Ein stummes Klingeltableau verzeichnet die Namen von 83 jüdischen Bewohnern und Eigentümern dieses Hauses, die in der Zeit des Nationalsozialismus deportiert und ermordet, die in Tod und Emigration getrieben wurden. Die von Simon Lütgemeyer zusammengetragene Biografie des Hauses können Sie unter www.kaethe35.de nachlesen.
Am 7. September begebe ich mich erneut auf die Spuren jüdischen Lebens und Widerstandes im Bötzowviertel. Ich lade Sie herzlich ein mitzukommen.