Fragwürdig, utopisch, Lüscher.

Veröffentlicht am 26.12.2009 in Stadtentwicklung

Berlin-Mitte 1920 (© Förderverein Berliner Historische Mitte e.V.)

Mit der Vorstellung einer Reihe von „Visionen“ für die Gestaltung des Innenstadtquartiers vor dem Roten Rathaus, stellt sich Senatsbaudirektorin Regula Lüscher wiederholt bewusst außerhalb historisch durchdachter Berliner Städtebaupolitik. Dies lässt an der Eignung für ihr Amt zweifeln.

VON LUCAS KOPPEHL

Wie neuerlich immer deutlicher versucht wird Berliner Stadtgeschichte unkenntlich zu machen konnte man am 16. Dezember beobachten. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher hatte zur Pressekonferenz geladen, auf der Ergebnisse für die Neugestaltung der Fläche zwischen Rotem Rathaus, St. Marienkirche und Spree vorgestellt wurden. Die Veranstaltung geriet zum Fanal und Gipfel für die Versuche eines Teils der deutschen Architektenschaft sich voll und ganz von den Versuchen des teilweisen Wiederaufbaus der historische Stadtmitte Berlins, die im Zweiten Weltkrieg bzw. in der DDR zerstört wurde, zu verabschieden. Diese Ideen als „visionär“ zu bezeichnen zeugt ebenso wenig von Weitsichtig- wie von Rücksichtigkeit.

Leere verbindet nicht

Alle fünf vorgestellten Entwürfe sehen, im Gegensatz zum Plan von Lüschers Vorgänger Hans Stimmmann, der eine Wiedergewinnung der alten Stadtgrundrisse aus der Vorkriegszeit vorsieht, überhaupt keine Bebauung vor. Stattdessen ist von großen Freiflächen, Rathausforen, begrünten Flaniermeilen und sogar von einem überdimensioniert anmutenden Stadtpool die Rede. Wie jedoch „ein Raum mit hoher Qualität“ entstehen soll, der an den jetzigen Zuständen nichts ändert bzw. sie unter den Meeresspiegel verlegt, bleibt fraglich. Wie hier die bauliche und Jahrhunderte alte Keimzelle Berlins modernistischen Reißbrettexperimenten ausgesetzt wird, ist geradezu empörend. Selbst in den letzten Jahren der DDR hatte man sich wieder auf eine Stadtgeschichte vor 1945 besonnen und zum Bespiel das Nikolaiviertel wiederaufgebaut. Dieser Lernprozess, der auch im Westen eingesetzt hatte, soll jetzt wieder vorbei sein? Die stark dezimierte historische Substanz der Innenstadt durch einen Ausbau wieder sichtbar und damit Bürgern wie Touristen erst wieder erlebbar zu machen ist hingegen der richtige Schritt. Mit dem Argument der „Bürgerfreundlichkeit“ längst überholte Stadtbaukonzepte wieder salonfähig zu machen, würden doch die Ideen an den gleichen Gründen scheitern, wie schon zuvor. Der jetzige Zustand zeigt: Eine relativ hässliche, große und zudem sehr zugige, gepflasterte Freifläche (mit viel Grün!) trennt die Kirche, das Rathaus und die Spree eher, als sie zu verbinden. Dies würde durch ein schöneres Pflaster und noch mehr Bäumen auch nicht besser – eine umgrünte Fläche mit Brunnen macht noch keinen Platz! An dieser Stelle Berlins können nicht profane, weltweit austauschbare Konzepte Berliner Stadthistorie weiter verleugnen.

Utopien statt Visionen

So wollte Lüscher hier auch nicht ernsthafte Vorschläge zur Weiterentwicklung des Quartiers unter Beachtung (und nicht Ignorierung) der Stadtgeschichte unterbreiten, sondern lediglich Stellung gegenüber dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit und seinem Kulturstaatssekretär André Schmitz beziehen, die als mächtige und prominestete Vertreter mit den Stimmann‘schen Plänen sympathisieren. Einen Ideenwettbewerb jedoch dazu zu missbrauchen, die eigene Position zu bejubeln (Wieso waren nicht entgegengesetzte Pläne vertreten?) und dabei noch Steuergelder unnötig zu verbrauchen, lassen doch stark an der Eignung Lüschers in ihrem Amt zweifeln. Mit unverhohlenen Worten von „utopischen“ Ideen zu sprechen, die „sowieso nicht gebaut werden“ lassen nur eine Unterstreichung dieser Einschätzung zu. Denn eine Utopie bleibt nach dem Duden „ein als unausführbar geltender Plan ohne reale Grundlage“. Und das geschriebene Wort gilt.

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Erschienen in:

- Infoblatt der SPD Pankow (Januar 2010)
- Positionen der SPD Berliner Mitte (Januar 2010)

 

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