Besuch der Ibn Rushd-Goethe Moschee

Am 18. September besuchten wir gemeinsam mit der Abteilung 12 Helmholtzplatz und dem Kulturforum Nordost die Ibn Rushd-Goethe Moschee in Moabit. Die religiöse Grundlage der Moscheegemeinde ist ein säkularer liberaler Islam, der weltliche und religiöse Macht voneinander trennt und sich um eine zeitgemäße und geschlechtergerechte Auslegung des Koran bemüht. Die Gemeindemitglieder verstehen sich als progressive Muslime und haben sich einer moderneren, offeneren Religionsausübung auf der Basis der fünf Säulen des Islam verschrieben. Bei den Gebetsabenden wird der arabische Urtext des Korans rezitiert und in Deutsch besprochen, dem dann Gesang folgt. Der Gebetsraum steht den verschiedenen Ausrichtungen des Islam offen. Frauen und Männer beten dort gemeinsam. Auch interreligiöse Eheschließungen werden in der Moschee durchgeführt. Gemeinsame Gebete richten sich beispielsweise gegen Homophobie, Polygamie oder Verschleierungszwang. Gegründet wurde die Ibn Rushd-Goethe Mosche 2017 von der Rechtsanwältin und Menschenrechtsaktivistin Seyran Ates. Seither sieht sich die kleine Gemeinde allerdings ständigen Angriffen, insbesondere aus dem Internet, ausgesetzt. 60 Fälle sind bisher polizeilich erfasst. Im Anschluss an die Führung durch die Moschee diskutierte Gemeindemitglied Mohammed El-Kateb mit uns über den Umgang mit anderen Muslimen, Barmherzigkeit, Koranübersetzungen, die islamische Theologenausbildung sowie über die säkulare Einstellung der großen Mehrheit der deutschen Muslime. Die Integrationsbereitschaft deutscher Muslime kam ebenso zur Sprache wie die Rolle der Religion bei der Sinn- und Identitätssuche und der Suche nach Regeln gerade bei muslimischen Jugendlichen. Herr El-Kateb wünscht sich allgemein mehr Wahrnehmung durch die Politik, der Islam soll sich in Deutschland als friedliche Religion etablieren können. Herzlichen Dank an Mohammed El-Kateb für die Führung und die Diskussion!